Ehemaliger wXw Champion beendet bei RAW seine Karriere |
Farewell, Daniel Bryan!
Gestern Abend unserer Zeit ging ein Tweet um die Welt: Daniel Bryan kündigte seinen Rücktritt vom Professional Wrestling an und würde sich bei Raw ausführlich dazu äußern. In über 20 Minuten hat er auf der ganz großen Bühne der Welt noch einmal bewiesen, was für eine fantastische Lebenseinstellung er über 16 Jahre hinweg in ganz viele Locker Rooms auf der Welt gebracht hat.
Daniel Bryan war über Jahre ein Top Star für Ring of Honor und über Jahre ein Top Star für WWE. Wir von wXw Wrestling aus Deutschland sind stolz darauf, diesen Mann über sechs Jahre hinweg für 20 Matches in Deutschland gehabt zu haben und Daniel Bryan in den Rängen der ehemaligen wXw Champions, 16 Carat Gold Finalisten und AMBITION Sieger zu wissen.
Ich persönlich habe tolle Erinnerungen an unsere gemeinsamen Berührungspunkte im Wrestling. Zum ersten Mal habe ich ihn in Hannover gesehen als er und Robbie Brookside den Intercontinental Titel für Christian Eckstein ausgekämpft haben. Bryan war damals auf einer sechsmonatigen England-Tour, die seine Karriere verändern sollte und die es plötzlich für ganz viele amerikanische Independent Wrestler interessant gemacht hat, länger nach England zu reisen, um sich zu entwickeln. Chris Hero und Colt Cabana können ein Lied davon singen.
Dieser Rundenkampf zählt bis heute zu einem der besten Matches, die ich live sehen durfte - genau deshalb war Bryan Danielsons erster wXw Kampf im Mai 2005 ein Rückkampf gegen Robbie Brookside um den wXw Titel. Ich bin mir sicher, so oft von dem EWP-Match geschwärmt zu haben, dass Christian Jakobi voller Erwartungen nur deshalb aus Valencia nach Essen geflogen ist, um das Rematch nicht zu verpassen.
Ich hatte vorher schon einige Matches von Bryan geleitet, an diesem Mai-Wochenende 2005 haben wir uns wirklich kennengelernt. Vier Tage im Auto. Frankreich, Holland, Frankreich - und zwischendurch immer zurück nach Köln, weil wir jeden Tag neue Begleiter im Gepäck hatten. Chris Hero, Ian Rotten, Robbie Brookside. Als Robbie am zweiten Tag der totmüden Besatzung im Auto sagte, man müsse sich im Leben keine wirklichen Sorgen machen, sondern einfach nur Bob Marley vertrauen, dass alles in Ordnung sein werde, war das eine Lebenslektion.
Dabei ging das Wochenende gar nicht so gut los, ich war aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände drei Stunden zu spät am Flughafen, um Bryan abzuholen. Ihm schien das völlig egal zu sein, er hat sich gefreut mich zu sehen und mir das nie wieder vorgehalten. In einem Geschäft, das häufig voll ist von Egomanen und Drama Queens, sind Menschen wie Daniel Bryan oder Sami Zayn bewundernswerte Ausnahmen, denen man alleine deshalb jeden Erfolg gönnt.
Danielson vs. Nigel bei RoH Unified in Liverpool war zum damaligen Zeitpunkt der beste und größte Kampf, den ich habe leiten dürfen - und das eben, weil RoH beim ersten Mal keine US-Refs mitgebracht hat, Nigel mich zufällig beim KFC an einer Autobahntankstelle gesehen hat und dann zusammen mit Bryan zu Gabe Sapolsky gegangen ist und sich für mich eingesetzt hat. Aber eigentlich wollte ich hier über Bryan Danielson bei wXw schreiben und über nur einige der Erinnerungen über die Jahre.
2007 haben wir zusammen mit PWG in Essen veranstaltet. El Generico war objektiv körperlich nicht in der Lage zu wrestlen - Bryan Danielson hat 17 Minuten gegen ihn gerungen. Diese 17 Minuten waren für viele Fans das Highlight des Events aufgrund des intensiven Geschichte, die sich hier abgespielt hat.
2008 hat Danielson einen unfassbaren 16 Carat Run hingelegt. Mike Quackenbush, Naomichi Marufuji und Chris Hero waren seine Gegner. Er hat über 80 Minuten für diese drei Kontrahenten benötigt, nur um am Ende einen nach dem anderen mit einem Tiefschlag und dem Small Package abzufertigen. Im Finale gab es nochmal 20 Minuten gegen Bad Bones obendrauf - am Ende des Matches war Bad Bones 16 Carat Gold Sieger und ein neuer Star bei wXw.
Erinnert ihr euch noch an das Match, in dem Bryan Danielson 30 Armbreaker durchgezogen hat? Sicherlich erinnert sich Absolute Andy noch heute daran. "Same old shit" wurde zu einem Markenzeichen.
Beim 16 Carat Gold 2009 wurde er sensationell von Zack Sabre Jr. eingerollt nachdem er diesen immer wieder mit brachialen Kicks zu Boden geschickt hatte. Der junge Zack, der freudig in die Zuschauer springt und in deren Armen feiert, ist eines der eindrucksvollsten Bilder für mich. Daniel Bryan dagegen hat sich umgedreht und am selben Abend Bones im Rematch zum Finale des Vorjahres den Titel abgenommen.
Seine Titelverteidigung gegen Claudio Castagnoli (Cesaro) war ein Klassiker, über 40 Minuten bestes Wrestling - und als Danielson, den alle für seine Leistungen respektiert haben, dann am Tag darauf in Absolute Andys Sharpshooter abklopfte und dieser neuer Champion wurde, spazierte eine feiernde Polonäise durch die Turbinenhalle, während Danielson zur WWE ging.
Seine Karriere dort wurde nur einmal unterbrochen als er 2010 im Sommer kurz wieder bei anderen Promotions antrat. Felix hat sofort eine E-Mail von ihm bekommen, Bryan wollte zurück nach Deutschland. Der 3. Juli 2010 war ein beeindruckender Tag. Bei 40 Grad konnten wir gemeinsam den 4-0 Sieg über Argentinien bei der WM feiern und in der stickigen und brutal heißen Halle gab es danach noch einen Event mit 10 Matches. Ich erinnere mich, dass mindestens fünf der Kämpfe aufgrund der brutalen Temperaturen frühzeitig beendet wurden. Bran Danielson hat als einziger direkt zwei Matches gemacht.
Am Tag danach haben wir AMBITION auf die Welt gebracht. Alle 8 Teilnehmer haben zusammen mit uns im Meeting gesessen, um die finalen Regeln für unsere Sub-Brand zu definieren. Dabei war es Bryan als späterer Sieger, der den Wrestlern/Fightern die Guideline mitgegeben hat, die bei AMBITION noch heute gilt: "Das hier ist ein Paralleluniversum. Es ist Pro Wrestling, doch Aktionen haben eine andere Bedeutung." Sein AMBITION-Match gegen Tommy End ist unser am häufigsten geklickter Clip auf YouTube - sein beeindruckender Finalsieg gegen das Monster Johnny Moss war dann das Ende seiner wXw-Karriere.
Wir bedanken uns bei einem Wrestler, der sich bei uns nie als Gast, sondern als vollwertiges Mitglied unseres Locker Rooms verhalten hat. Ein Wrestler, dessen Talent weit, sehr weit über dem Durchschnitt gelegen hat und der das in seinem Umgang niemanden hat spüren lassen. Im Namen von wXw wünschen wir alles Gute auf dem weiteren Lebensweg.
- Tassilo Jung
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